Vom 18. bis 20. Mai fand in Frankfurt am Main die Skepkon statt, die alljährliche, von der GWUP veranstaltete Konferenz der deutschsprachigen Skeptikerbewegung. In dieser Szene enden viele Fäden des Anthroposophie-Bashings der letzten Zeit; nun beschäftigte man sich in zwei Einheiten der Jahrestagung explizit mit Anthroposophie. Voran gingen zwei Referate über Kulturelle Aneignung und Gendersprache. Ließen die noch eine gewisse Multiperspektivität in der Meinungsbildung erkennen, wurde bereits bei der Begrüßung des Pädagogen und Waldorfkritikers André Sebastiani, der für die erkrankte Ann-Kathrin Hoffmann eingesprungen war, der Ton gesetzt: ob er eigentlich schon träume von Anthroposophen, oder besser: „alpträume“.
Das Referat von Sebastiani war dann relativ sachlich, aber mit dem erwartbaren Fokus auf Rassismus, Verschwörungstheorien und Corona-Anschauungen. Stets wurde das Extrem vorgestellt und dann angemerkt, dass es auch andere Auffassungen oder Gegenbewegungen in der anthroposophischen Szene gäbe und überhaupt manches in Bewegung käme. Sebastianis Anliegen ist in erster Linie die Idee einer besseren Schule, die die Staatsschulen realisieren müssten, um damit die Waldorfschulen überflüssig zu machen.
Danach gab es ein gut einstündiges Podiumsgespräch mit Saalbeteiligung, zu dem der Verleger Gunnar Schedel hinzukam – der hatte 1998 die Waldorf Connection der Gebrüder Grandt herausgebracht. Die Stunde dümpelte ein bisschen zwischen anekdotischer Evidenz – „ich habe beobachtet, die anthroposophische Medizin ist auf dem Rückzug“ – und anekdotischer Evidenz – „ich habe beobachtet, die anthroposophische Medizin startet gerade durch“. Ähnlich ging’s um Mobbing, um Kreativität und um Antisemitismus bei Steiner. Auf eine entsprechende Frage antwortete Sebastiani: „Ja, es gibt antisemitische Stereotype.“ Keine Einordnung, kein Kontext dazu. Nie entsteht das ganze Bild. Es bleibt beim Pingpong zwischen Einzelfällen.
Besonders deutlich wurde das beim Thema Erziehung zum kritischen Denken. Das ist den Skeptikern natürlich wichtig, und zwar ab der Grundschule. Dass die Waldorfpädagogik hier anders vorgeht und bei Schulabschluss die Fähigkeit kritischen Denkens trotzdem ausgebildet ist, kommt nicht ins Bild.
Zum Schluss wurde aus dem Saal angeregt, doch parallel zum Informationsnetzwerk Homöopathie – INH – ein INA zur Anthroposophie zu gründen. Vorstandsmitglied Claudia Preis bestätigte, dass man seit längerem darüber nachdenke, die Realisierung bisher aber mehr als am Geld an menschlichen Ressourcen gescheitert sei.
Da kann man doch der GWUP nur wünschen, dass sie ein paar Humanressourcen gewinnen kann, die wirklich das ganze Bild von Anthroposophie und Waldorfpädagogik im Blick haben.