„Die Landwirtschaft steht vor einer enormen Herausforderung“, sagt Thomas Rippel vom Luzernenhof bei Freiburg. „Immer mehr Erben haben kein Interesse, die Höfe zu übernehmen und verkaufen einfach an den Höchstbietenden“. Und das sind oft keine Bauern, sondern Investoren, die beispielsweise auf Ackerland Biosprit produzieren wollen. Auch dem Luzernenhof stand so ein Schicksal bevor, als das Anwesen 2013 verkauft werden sollte und die dort arbeitende Gemeinschaft den verlangten Kaufpreis nicht aufbringen konnte. Es drohte das Ende für einen traditionsreichen Biohof mit biodynamischen Elementen, der mehr als 160 Köpfe im Rahmen der solidarischen Landwirtschaft versorgte.
Was dann auf dem Luzernenhof passierte, ist ein Glücksfall: Während ein großzügiger Kreditgeber akut für eine Zwischenfinanzierung sorgte, konnte der Hof im Zuge einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne gekauft und in treuhänderische Trägerschaft überführt werden: Grund und Boden verwaltet jetzt die “Kulturland Genossenschaft”, ein Bodenfonds, der landwirtschaftliche Fläche der privatwirtschaftlichen Gewinnmaximierung entzieht und an inzwischen zehn landwirtschaftliche Gemeinschaften weiterverpachtet. Die Gebäude und Wohnungen werden durch eine Kooperation mit dem Freiburger “Miethäusersyndikat” verwaltet, dem größten deutschen Mietwohnungen-Treuhänder. Beides also, Grund und Boden wie auch die Immobilien sind nun dauerhaft der spekulativen Preisspirale entzogen.
Die Lösung könnte Vorbildcharakter für viele haben, die biologische oder biodynamische Landwirtschaft betreiben wollen, es durch fehlendes Eigentum oder Kapital aber nicht (mehr) können. Besonders glücklich sind Thomas Rippel und seine MitstreiterInnen über den großen Zuspruch der Crowdfunding-Kampagne, die über eine Million Euro erbrachte. Und was beim Luzernenhof klappte, könnte auch andernorts hilfreich sein. Um weitere Pioniere zu unterstützen, ist nun die Gründung einer Crowd-Invest-Plattform begonnen worden, damit weitere Höfe an dieser „Agrarreform von unten“ teilhaben können.