In der Advents- und Weihnachtszeit hat die Walnuss ihren großen Auftritt. Sie ziert Tische und Adventskränze, findet sich in Nikolausstiefeln und auf Festtags-Tellern. Doch auch über das ganze Jahr hinweg haben Walnüsse einen festen Platz in der Ernährung und in der Heilkunde vieler Kulturen. Zudem spielt die Walnuss in Mythos und Volksmedizin, aber auch in der anthroposophischen Heilkunst und sogar in der modernen medizinischen Forschung eine bedeutende Rolle.
Der Walnussbaum hat seinen Ursprung in Asien, wo er schon vor Jahrtausenden genutzt wurde. Von dort breitete er sich über den Nahen Osten und die Mittelmeerregion bis nach Mitteleuropa aus. Mit einer stattlichen Wuchshöhe von bis zu 30 Metern und weit ausladender Krone zählt er zu den imposantesten Bäumen unserer Landschaft. Seine Blätter, die eine zarte Duftnote verströmen, bestehen aus mehreren länglichen Fiederblättchen und entwickeln im Herbst eine leuchtende Färbung.
In der antiken Mythologie stand die Walnuss in enger Verbindung zum obersten der Götter, zu Jupiter (griechisch: Zeus). Ihr botanischer Name „Juglans regia“ bedeutet „königliche Eichel“ und leitet sich vom römischen Ausdruck „Jovis glans“ („Jupiters Eichel“) ab. Der Name verweist auf die besondere Verehrung, welche die Walnuss im Altertum genoss sowie auf ihre Bedeutung im Phalluskult der Römer. Sie war ein Symbol für Stärke und Fruchtbarkeit, für männliche Potenz und Zeugungskraft, aber auch für andere Attribute von Jupiter bzw. Zeus wie Weisheit, Macht und Souveränität.
Botanisch gesehen gehört die Echte Walnuss (Juglans regia) wie die ganze Familie der Walnussgewächse (Juglandaceae) zu den Buchenartigen (Fagales), wie beispielsweise auch die Birke. Die innere Struktur der Walnuss mit ihren komplexen Kammern schützt den Samen vor Umwelteinflüssen, was zur Widerstandskraft des Baumes beiträgt. Weltweit werden jährlich etwa 3,5 Millionen Tonnen Walnüsse geerntet, und die Nachfrage steigt, was ihren hohen Stellenwert in der modernen Ernährung unterstreicht.
Ein nährstoffreiches Naturwunder
Die Walnuss wird nicht nur wegen ihres Geschmacks geschätzt, sondern auch aufgrund ihre beeindruckende Nährstoffdichte. Sie ist sehr sättigend und enthält zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und vor allem gesunde Fette, die sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System und viele andere Körperfunktionen auswirken. Walnüsse zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren aus. Mehr als 70 Prozent des Fettgehalts der Walnuss besteht aus diesen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die essenziell für die Gesundheit sind.
Besonders die Alpha-Linolensäure (eine Omega-3-Fettsäure) spielt für uns eine wichtige Rolle. Der menschliche Organismus kann diese Fettsäure nicht selbst produzieren, und so sind wir auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Omega-3-Fettsäuren haben zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit: Sie wirken entzündungshemmend, senken den Blutdruck, regulieren die Blutfettwerte und regen die Hirnfunktionen an. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist hier entscheidend, und die Walnuss bietet hier eine hervorragende Balance.
Auch der Mineralstoffgehalt kann sich sehen lassen: Kalium, Zink, Eisen, Magnesium und viele andere Mineralien sind in der Walnuss enthalten und tragen zu einer stabilen Stoffwechselregulation bei. Vitamine der B-Gruppe sowie Vitamin E runden das beeindruckende Nährstoffprofil der Walnuss ab und machen sie zu einer vielseitigen Quelle für Gesundheit und Vitalität.
Neben den wertvollen Fetten enthalten Walnüsse viele Faserstoffe, welche die Darmgesundheit fördern. Faserstoffe sind die bevorzugte Nahrung unserer Darmbakterien und unterstützen die Vielfalt im Mikrobiom (= Darmflora). Dank ihrer hohen Fähigkeit Wasser zu binden, erhöhen Faserstoffe zudem das Stuhlvolumen und fördern damit Verdauung und Stuhlgang. Eine gesundes Mikrobiom ist schließlich auch zentral in die Immunabwehr eingebunden und hilft, Entzündungen im Körper zu reduzieren.
Vorbeugung von Alzheimer und Krebs
Walnüsse gelten in der modernen Forschung als vielversprechender Schutz vor Alzheimer. Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Walnüsse durch ihren hohen Anteil an schützenden Stoffen wie Antioxidantien und die bereits genannten besonderen Fettsäuren (insbesondere Alpha-Linolensäure) helfen könnten, das Fortschreiten von Alzheimer zu verlangsamen.
Die Walnuss schützt das Nervensystem, indem sie reaktive Moleküle (sogenannte „freie Radikale“) neutralisiert, welche ansonsten die Nervenzellen schädigen könnten. Sie hilft dadurch Menschen, ihr Gedächtnis und ihre geistige Leistung länger zu erhalten und bietet eine natürliche Unterstützung für das Gehirn bis ins hohe Alter. Besonders wirksame Antioxidantien sind die Polyphenole, eine ganze Gruppe pflanzlicher Verbindungen, die in großen Mengen in Walnüssen enthalten sind und eine wichtige Grundlage für eine krebsvorbeugende Ernährung bilden.
Schutzschild für das Herz
Walnüsse haben auch eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Gefäß-Gesundheit und regulieren den Blutdruck. Sie wirken sich positiv auf die Fließeigenschaften des Blutes und die Elastizität der Gefäßwände aus. Menschen über 60, die regelmäßig Walnüsse essen, weisen niedrigere Entzündungswerte im Blut auf und verringern ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant.
Auch bei der Regulierung des Cholesterinspiegels spielt die Walnuss eine wichtige Rolle. Eine Studie mit über 700 Teilnehmern zeigte, dass der regelmäßige Verzehr von etwa 30 Gramm Walnüssen pro Tag den Cholesterinspiegel senken kann. Walnüsse liefern somit eine natürliche und gesunde Möglichkeit, die Herz- und Gefäßgesundheit zu fördern.
Heilmittel für Körper und Geist
In der Anthroposophischen Medizin wird die Walnuss seit jeher als heilkräftige Pflanze geschätzt. Nach Rudolf Steiner stellt die Walnusshaut eine exakte Nachahmung der Konfiguration der Seele im Lungenbereich dar und fördert so die irdische Inkarnation. Sie findet unter anderem als Bestandteil des Mittels Carpellum Mali comp. Verwendung, das in der Anthroposophischen Medizin gegen schwerste Verstopfungen eingesetzt wird. Es kombiniert die Walnuss mit dem Apfelkerngehäuse und hat sich sogar in Fällen, in denen Teile des Darms nahezu bewegungslos erschienen, als wirksam bei der Regulierung der Darmtätigkeit erwiesen.
Ein weiteres wichtiges anthroposophisches Arzneimittel ist Juglans regia comp., das neben der Walnuss auch Kalium phosphoricum und Zinn enthält. Es wird bei Demenz und Krebserkrankungen eingesetzt, ist auch wirksam bei der Linderung von Bewusstseinsstörungen nach Narkosen und Chemotherapien und fördert das räumliche Vorstellungsvermögen sowie das Zahlengedächtnis. Bei Darmkrebs, insbesondere mit Leber- und Lungenmetastasen, zeigt dieses Mittel ebenfalls positive Effekte.
Vielseitige Verwendung in der Küche
Walnüsse sind in der Küche sehr vielseitig einsetzbar und verleihen Gerichten durch ihren herben, leicht bitteren Geschmack eine besondere Note. Sie passen hervorragend zu Salaten, Müslis, als Pesto oder als Zutat in Brot und Gebäck. Besonders in der Adventszeit findet man Walnüsse in Plätzchen und Kuchen. Kombiniert mit Honig, Marzipan, Zimt oder Schokolade entfalten sie ihr volles Aroma und sorgen für weihnachtliche Stimmung.
Doch nicht nur in süßen Speisen, auch in herzhaften Gerichten macht sich die Walnuss gut. Sie passt zu Chicorée und Radicchio, verfeinert Pastagerichte und sorgt in Gemüsegerichten für eine nussige Note. Walnüsse bieten zudem eine gesunde Snack-Alternative für zwischendurch. Mit etwa 670 kcal pro 100 Gramm sind sie allerdings recht kalorienreich, sodass besonders kalorienbewusste Genießer zu maßvollem Genuss neigen.
Lebensbaum und natürlicher Schutzschild
Die Walnuss ist weit mehr als ein festlicher Snack; sie ist eine Kraftquelle für Körper, Seele und Geist. Ob als Nahrungs- oder als Heilmittel – die Walnuss hat ihren festen Platz in der Naturheilkunde und selbst in der modernen Medizin. Sie unterstützt Herz, Lunge, Darm und Gehirn, fördert die Darmgesundheit und lindert durch ihre wertvollen Inhaltsstoffe viele Beschwerden. Die Walnuss ist wahrlich ein Lebensbaum, der in einer hektischen Zeit durch seine wohltuenden Eigenschaften Balance und Stabilität schenkt.
Dieser Beitrag stammt aus der info3-Ausgabe Dezember 2024.
Die Autoren
Dr. med. Frank Meyer und Dr. med. Johannes Wilkens sind anthroposophische Ärzte und Gesundheitsautoren. Sie haben gemeinsam viele Fach- und Publikumsartikel sowie Bücher geschrieben und geben Vorträge, Seminare und Workshops rund um die Naturheilkunde und die Anthroposophische Medizin. Kontakt über die Redaktion.

