Von Frank Meyer und Johannes Wilkens
Etwa jeder fünfte Erwachsene in Deutschland leidet unter Schmerzen aufgrund von Arthrose, im Volksmund auch „Gelenkverschleiß“ genannt, vor allem in den Hüft- und Kniegelenken. Neben dem Alter sind vor allem zivilisatorische Faktoren verantwortlich für den „Verschleiß“, der zumeist nicht etwa von zu viel Bewegung kommt, sondern gerade vom Bewegungsmangel. Hinzu kommen Fehlernährung, insbesondere zu viel Fleisch, Weißmehl und Zucker sowie damit im Zusammenhang Übergewicht. Auch Medikamente, vor allem bestimmte Antibiotika (Gyrasehemmer) können die Gelenkstrukturen unwiderruflich zerstören.
Arthrose-Beschwerden wie Schmerzen und Entzündungsschübe werden häufig mit „Rheumamitteln“, sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen behandelt. Diese werden auch frei verkäuflich in Apotheken angeboten und können vor allem bei älteren Menschen und bei Langzeiteinnahme schwere Nebenwirkungen auslösen, zum Beispiel Magen-Darm-Blutungen und Nierenversagen. Nehmen die Schmerzen zu, suchen die Betroffenen häufig orthopädische Praxen auf, wo ihnen Kortisonspritzen direkt ins Gelenk gegeben werden, wirksam vor allem bei akuten starken Knieschmerzen. Dadurch wird die Zerstörung des Gelenks aber nicht aufgehalten. Vielmehr kommen aktuell zwei Studien aus Amerika unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass gerade die Kortisoninjektionen das Fortschreiten der Arthrose sogar noch fördern.
Und wenn schließlich auch das Kortison nicht mehr wirkt, dann ist ein künstliches Gelenk gängige Praxis. Pro Jahr werden in Deutschland fast 200.000 künstliche Kniegelenke eingesetzt, Tendenz steigend. Diese Entwicklung ist für uns Anlass, immer wieder nach gut verträglichen, unkonventionellen Therapien zu suchen und den Patient:innen zugleich Unterstützung in Fragen ihres Lebensstils (Bewegung, Ernährung usw.) anzubieten. Denn unter Einbeziehung von Naturheilverfahren wie Pflanzenmedizin, Bewegungs- und Ernährungstherapie lassen sich Arthrosebeschwerden oft erstaunlich gut beeinflussen, wenn die Betroffenen hierfür offen und bereit sind, aktiv mitzuarbeiten. In diesem Zusammenhang wächst in unseren Augen die Bedeutung einer zentralen und vor allem in der anthroposophischen Praxis sehr bewährten Pflanze wieder: der Alraune, fachsprachlich Mandragora genannt.
Faszinierende Geschichte
Die Alraune hat eine faszinierende Kulturgeschichte, die von der medizinischen Verwendung im alten Ägypten über mittelalterlichen Liebeszauber bis hin zur literarischen Wiederentdeckung durch Joanne K. Rowling im Roman Harry Potter und die Kammer des Schreckens reicht. Vor allem bei den Griechen und Römern gehörte die Alraune zu den wichtigsten Heilpflanzen. Nach dem Mittelalter jedoch geriet sie in Vergessenheit, bis in die heutige Zeit hinein wird sie kaum verwendet. Als einzige Medizinrichtungen der Neuzeit haben die Homöopathie und die Anthroposophische Medizin die Mandragora in ihren Arzneischatz integriert und bringen sie nun wieder zu neuem Leben – ganz besonders am Kniegelenk.
Die Alraune gehört zu den Nachtschattengewächsen. Von dieser Pflanzenfamilie, so scheint es, mag sich der moderne Mensch fast ausschließlich ernähren. Was wäre unsere Zivilisation ohne Pommes frites mit Tomatenketchup, ohne Kartoffelchips mit Paprikageschmack – oder einen gesunden Gemüseauflauf mit Aubergine? Ganz zu schweigen von den immer noch allgegenwärtigen Zigaretten. Kartoffel, Tomate, Paprika, Auberginen und Tabak, allesamt Nachtschattengewächse, sind heute weltweit nicht mehr wegzudenken. Umso mehr verwundert es, dass die arzneilichen Qualitäten vieler Nachtschattengewächse in der Schulmedizin fast in Vergessenheit geraten sind. Die Homöopathie hingegen erzielte viele ihrer glänzendsten Arzneimittelerfolge mit ihnen. Keine homöopathische Kinderapotheke ohne Belladonna, die Tollkirsche gegen Fieber, oder Stramonium (Stechapfel) und Hyoscyamus, das Bilsenkraut. Viele dieser Pflanzen waren einst als Gift- und Zauberpflanzen in Verruf. Durch die homöopathische Potenzierung jedoch gelang es, wirksame und zugleich ungiftige Zubereitungen zu Verfügung zu stellen, und so hat fast die ganze „Hexenapotheke“ des Mittelalters ihren Weg in die Homöopathie gefunden. Nur Mandragora, die Alraune blieb lange vergessen.
Sicher und zuverlässig
Julius Mezger (1891–1976), der frühere Chefarzt des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart, führte die Mandragora in die Homöopathie ein. Er entdeckte ihre altbekannte Beziehung zur Schläfrigkeit wieder und konnte den Nutzen bei der Behandlung von depressiven Verstimmungen bestätigen. Zugleich sah er auch die Wirksamkeit bei Schmerzen, die seit der Antike bekannt ist. Vor allem die Erfahrungen der anthroposophischen Ärzte der letzten Jahre zeigen, dass die Alraune geeignet ist, dem drohenden Verfall des Körpers Einhalt zu gebieten. Gerade im Bereich der großen Gelenke, namentlich bei der Kniearthrose, verfügt die Mandragora über heilende oder lindernde Qualitäten wie kaum eine andere Pflanze. Verwendet werden potenzierte Zubereitungen aus der Wurzel, die auffällig groß und von menschenähnlicher Gestalt ist.
Es gibt kein Mittel der Neuzeit, das bei der Kniegelenksarthrose und bei Knieschmerzen so sicher und zuverlässig wirkt wie die Alraune. Selbst bei der Gelenkbeteiligung bei Schuppenflechte (Psoriasisarthritis), die oft nur mit schwersten, das Immunsystem blockierenden Mitteln (Biologicals) eingedämmt werden kann, kann Mandragora weiterhelfen. Verallgemeinernd ausgedrückt, ist Alraune das Mittel, welches verhindert, dass wir zunehmend zu einer Art Cyborg werden, der aus Ersatzteilen und unterschiedlichen Prothesen besteht. Auch wenn bereits ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk als einziger Ausweg erscheint, lohnt es sich oft, noch einen Behandlungsversuch mit Mandragora zu erwägen. Wenn man Mandragora in oder unter die Haut in Akupunktur- oder Triggerpunkte in der Nähe der Kniegelenke spritzt, ist die Wirkung am besten. (Dies muss unbedingt vom Arzt oder der Ärztin durchgeführt werden!) Aber auch Tropfen bzw. Globuli wirken zuverlässig, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. ///
Empfehlung für Ihre Hausärzt:innen:
Mandragora comp. Weleda Ampullen oder WALA Cartilago/Mandragora comp. Amp. 1-2-mal pro Woche subkutan (unter die Haut), bei Kniearthrose in die Nähe des Kniegelenks spritzen, als Kur für 3- 6 Wochen.
Mandragora comp. Tropfen (rezeptpflichtig!) 2-3 x tgl. 10-15 Tropfen innerlich als Kur für mindestens sechs Wochen.
Zur Selbstmedikation bei Arthrose-Schmerzen:
Cartilago/Mandragora comp.: 2-3 x tgl. 5-10 Globuli
Cartilago/Mandragora comp. Salbe äußerlich 1-2 x täglich dünn auftragen. Johannes Wilkens und Frank Meyer sind anthroposophische Ärzte und Gesundheitsautoren.