Die World Goetheanum Association ist ein noch junges Gebilde am Goetheanum in Dornach, das sich 2018 als „weltweites, auf die zukünftige Entwicklung der Menschen und der Erde hin orientiertes Forum“ gründete. Soziale Fragen in Landwirtschaft und Unternehmen, verbunden mit Kunst, Pädagogik und Medizin bilden den Focus. Neben den Inhalten steht das Bedürfnis im Vordergrund, Begegnung und Austausch zu fördern, auch international. Ende September trafen sich diesmal rund 200 Menschen im traditionsreichen Schreinerei-Atelier in Dornach, um gemeinsam dem Thema Kooperation und Partnerschaft nachzugehen. Mehr als ein Dutzend ReferentInnen, ein noch weit größeres Angebot an Workshops und unterschiedliche Veranstaltungsformate boten über zwei Tage ein abwechslungsreiches Umfeld für die Teilnehmenden.
Eröffnet wurde die Zusammenkunft durch den niederländischen Sozialunternehmer Jos de Blok, der vor einigen Jahren die Dienstleistungsfirma Buurtzorg für ambulante Altenpflege gründete und das System der Pflege dabei von Grund auf erneuerte. Insbesondere setzte er konsequent auf die Selbstständigkeit der Pflegeteams und baute Hierarchien ab. Der Erfolg des Projekts machte den Wirtschafts-Autor Frederic Laloux neugierig, der es in seinem bekannten Buch Reinventing Organizations als Modell beschrieb und weiter bekannt machte. Eine der Kern-Einsichten von de Blok lautete: „Wenn Professionelle auf Augenhöhe zusammenarbeiten, dann ist das weit effektiver als jede rechtliche Vereinbarung“ – eine Einsicht, die gerade im überregulierten deutschen Gesundheitssystem Aufmerksamkeit verdient. Von den weiteren Keynote-Beiträgen sei hier das aus drei jungen Frauen bestehende Leitungsteam von Demeter Schweiz hervorgehoben, die Einblicke in ihre Verbandsarbeit gaben. Ihr erfrischender Beitrag zeigte, dass Führung auch differenziert im Team möglich ist und tat nebenbei auch der leichten Gender-Schräglage der Tagung gut, die größtenteils von Männern bestritten wurde.
Diverse Themenforen und teilweise auch spontan entstandene Runde Tische zu Fragen der Teilnehmenden boten tatsächlich für jede und jeden etwas, angefangen bei Problemen der Übergabe von Unternehmen bis hin zu Herausforderungen der Digitalisierung. Die internationale Zusammensetzung der Mitwirkenden und Teilnehmenden von Osteuropa bis Asien und Australien trug dazu bei, sich tatsächlich auf einem „World Forum“ fühlen zu dürfen, bei dem im Übrigen auch erfreulich viele jüngere Menschen mitwirkten.
Eine Besonderheit zum Abschluss bildete ein sogenanntes Live-Crowdfunding, bei dem die Anwesenden ein Budget von insgesamt rund 70.000 Euro an 16 vorgestellte Sozialprojekte vergeben konnten. Der größere Anteil davon war aus einem Fördertopf der Word Goetheanum Association zur Verfügung gestellt worden, spontane Schenkungen der Anwesenden ergänzten das ungewöhnliche Schenkgeld-Event.