1,3 Millisekunden

Kolumne Denger denkt - Zeitschrift info3

Aus der monatlichen Kolumne “Denger denkt” in der Zeitschrift info3.

Geht es Ihnen auch so? Beim Erleben der aktuellen Ereignisse wird mir öfter leicht schwindlig. Neben den Kriegen, unter anderen in der Ukraine und in Israel und dem durchgeknallten stabilen Genie mit der orangenen Haut im Weißen Haus kommt eine neue mögliche Ursache ins Spiel: die Erde dreht sich schneller! Möglicherweise liegt auch das an Trump: Make Earth fast again (MEFA)! Die Rotation um die Erdachse dauert normalerweise 24 Stunden oder 86 400 Sekunden. Jetzt hat sie sich beschleunigt. Am 5. August zum Beispiel war der Tag 1,3 Millisekunden kürzer als normal. Die Geburtstagsparty meiner ältesten Tochter fiel also kürzer aus als geplant. 

Zugegeben, man merkt das kaum. Doch Atomuhren, die die Zeit anhand der Vibration von Elementarteilchen messen, zeigen die Unregelmäßigkeit an. GPS, Mobilfunknetze und das Finanzsystem sind auf sekundengenaue Zeitangaben angewiesen. Eine winzige Abweichung kann technische Störungen verursachen.

Ähnlich wie bei der Klimaveränderung gibt es eine langfristige Tendenz und kleinere, gegenläufige Veränderungen. Im Prinzip werden die Tage nämlich eher länger, unter anderem verursacht durch den sich langsam von der Erde wegbewegenden Mond. Mich fasziniert weniger die minimale Abweichung als vielmehr die Genauigkeit, mit der sich die Gestirne im Weltall zueinander verhalten. Ist es nicht eine vom Großen Uhrmacher – Gott oder Zufall –  unglaublich großartig ins Werk gesetzte Welt?! 

Doch was bedeutet dieses uns mitgeteilte Forschungsresultat eigentlich für uns? Es liegt ja, wie so viele Resultate heute, ganz außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit. Was also soll ich damit anfangen? Trust the science, hieß das Mantra der vergangenen Jahre. Klar, wem auch sonst. Leider ist auch das zunehmend nicht mehr so einfach. Weit über 500 000 Fake-Publikationen pro Jahr soll es in der Wissenschaft geben, bei fünf Millionen Publikationen, die im Zeitschriften-Index SCImago gelistet sind. Professor Bernhard A. Sabel, Autor, Psychologe und habilitierter Mediziner, spricht vom größten Wissenschaftsbetrug aller Zeiten, der uns, von der Wissenschaft und der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, lawinenartig überrollt. Diese Fake-Publikationen werden von Editing-Agenturen mit KI produziert. Das kann unabsehbare Folgen für zentrale Bereiche unseres Lebens haben, denn sie führen unweigerlich zum Wissenskollaps. Die Wissenschaft verlässt sich immer mehr auf ungeprüfte Fakes statt auf ehrliche Artikel, am Ende wissen wir nicht mehr, was stimmt und was nicht stimmt, so der Professor.

Ein kleiner Schwenk: Seit geraumer Zeit gibt es, ausgehend von den Niederlanden, sogenannte Demenz-Dörfer. In diesen geschlossenen Arealen leben Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzformen. Lebensecht arrangierte Supermärkte, Cafés, Läden und manchmal ein Theater und ähnliches sollen Alltäglichkeit und Normalität vermitteln. Manche sprechen allerdings kritisch von der „Illusion einer alltäglichen Normalität“.

In Anbetracht des aktuell umfassenden Irrsinns mit Methode überkommt mich der Verdacht, dass wir alle inzwischen in einer großen Demenz-Welt, einer Art Truman-Show leben. Was Wahrheit ist, was Lüge, was gut und was böse, wird zunehmend vernebelt. „Normalität“, die weitgehend verloren gegangen ist, wird künstlich arrangiert als betreutes Bürger-Leben. Die Erde, ein kosmisches Narrenschiff, die psychiatrische Klinik des Universums, auf dem wir durch den unendlich großen Raum treiben und uns bekriegen.

Und das jetzt auch noch 1,3 Millisekunden schneller rotierend. Der reine Wahnsinn.

Dieser Beitrag stammt aus der info3-Ausgabe September 2025.

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Über den Autor / die Autorin

Johannes Denger

Johannes Denger ist Heilpädagoge, Waldorflehrer und Info3-Autor.