Wechseljahresbeschwerden natürlich behandeln

Dres. med. Johannes Wilkens, Frank Meyer
Dres. med. Johannes Wilkens, Frank Meyer. © privat.

Unsere Gesundheitsautoren empfehlen Naturarzneimittel, die sich in ihrer Praxis bewährt haben und geben Tipps für die Selbstmedikation.

Sibirischer Rhabarber: Hormonwirkungen ohne Reue

Diese in Sibirien und Osteuropa heimische Verwandte unseres Gemüse-Rhabarbers ist eine alte Heilpflanze der asiatischen Medizin, hat jedoch, wie das Phänomen der „Wechseljahre“, erst in der Gegenwart an größerer Bedeutung gewonnen. Während andere Rhabarber-Arten vor allem als Abführmittel verwendet wurden, enthält der Sibirische Rhabarber, auch Rhapontik-Rhabarber genannt, keine abführenden Substanzen, sondern eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die in ihrer Gesamtheit eine ausgleichende und regulierende Kraft entfalten. Der Sibirische Rhabarber ist eine üppige und ausdauernde Staude mit großen grünen Blättern. Er verfügt über ein tief verankertes, knolliges Wurzelwerk und einen bis zu zwei Meter hohen, schlanken Blütenstand, der aus dem Zentrum der Blattrosette kraftvoll emporstrebt. Seine großen, grünen Blätter wirken schützend und erdverbunden, während zarte, in Rispen angeordnete weißliche Blüten in ihrer Fülle und Feinheit das Ganze prägen. Gerade in den Wechseljahren, wenn der weibliche Organismus aus dem Gleichgewicht geraten und es gleichermaßen zu körperlichen und seelischen Beschwerden kommen kann, zeigt sich die Bedeutung dieser Pflanze. So lassen sich Hitzewallungen und Schweißausbrüche mildern, der Schlaf verbessert sich, Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit und Ängstlichkeit werden weniger und auch Reizbarkeit, körperliche wie geistige Erschöpfung treten spürbar in den Hintergrund.

Sibirischer Rhabarber enthält vor allem in seiner gelb gefärbten Wurzel Stoffe, sogenannte Stilbene, die weiblichen Geschlechtshormonen vergleichbare Wirkungen haben. Sie wirken sanfter und gezielter als künstliche Hormone und ohne deren Nebenwirkungen. Sie regen, so die Forschung, den sogenannten Östrogenrezeptor-beta an und lindern dadurch Hormonmangel-Beschwerden. Der Östrogenrezeptor-alpha, verantwortlich für die Entwicklung von Brustkrebs unter Hormonersatztherapien, wird hingegen nicht aktiviert. Neben den Stilbenen verfügt der Sibirische Rhabarber noch über eine große Vielzahl weiterer wirksamer Pflanzenstoffe. Es gibt Hinweise darauf, dass dieses Vielstoffgemisch auch vor einer Vielzahl von chronischen Krankheiten in der zweiten Lebenshälfte schützen kann – von Knochenschwäche (Osteoporose) über Alzheimer bis hin zu Krebs. Somit verkörpert der Sibirische Rhabarber eine bemerkenswerte Komposition von Kräften und Substanzen. Sie vermögen die Wechselwirkungen zwischen Körper und Seele so zu harmonisieren, dass gerade in Zeiten des Übergangs gestörte Prozesse ausgeglichener verlaufen – ganz im Sinne eines „Well-Aging“. Die Anwendung ist denkbar einfach. Der bewährte und gut erforschte Spezialextrakt aus Rhapontik-Rhabarberwurzel, erhältlich in der Apotheke als FemiLoges, bewirkt vielfach bereits nach rund einem Monat deutliche Linderung, die langfristig meist noch zunimmt.

Dosierung: 1mal täglich 1 Tablette

Cimicifuga comp. und Sepia comp.: Rhythmen stärken, Balance finden

Die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) wird seit langem als Heilpflanze bei Wechseljahresbeschwerden geschätzt. Sie stammt aus dem Heilschatz der Ureinwohner Nordamerikas, wo sie auch zuhause ist. Ihr hoher, kerzenartig aufstrebender Blütenstand, der sich aus einer bodennahen Blattrosette erhebt, spiegelt ihr Wesen: aus der Tiefe heraus Kraft zu sammeln und sie lichtvoll in die Höhe zu tragen. So kann sie seelisch wie körperlich helfen, in Zeiten des Umbruchs Orientierung, Ruhe und Aufrichtung zu finden. In der Anthroposophischen Medizin wird die Traubensilberkerze in homöopathischer Potenz verwendet. In Cimicifuga-comp.-Tropfen findet sie Eingang in die Heilpflanzenkomposition, die dem bekannten Herz-Kreislauf-Mittel Cardiodoron zugrunde liegt. Dessen Verbindung aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Primel wirkt regulierend auf die Rhythmen des Herz-Kreislauf-Systems und kann darüber hinaus auch andere Biorhythmen wie den Tag-Nacht-Rhythmus harmonisieren. Das wird ergänzt durch weitere bewährte Heilpflanzen: Herzgespannkraut (Leonurus cardiaca) wirkt rhythmusstabilisierend, während die „Goethepflanze“ Bryophyllum beruhigt und ausgleicht. Gerade bei Herzklopfen, innerer Unruhe, Schlafstörungen oder allgemeiner Unausgeglichenheit kann diese Kompositionen hilfreich sein und sollte über die Dauer der Beschwerden eingenommen werden.

Dosierung: 3mal täglich 15 Tropfen

Bei starken seelischen Beschwerden mit Stimmungsschwankungen kann man Cimicifuga comp. sehr gut mit den Sepia-comp.-Tropfen kombinieren. Diese bestehen aus zwei tierischen Bestandteilen, Austernschale und Sepia (Tintenfisch) sowie einer Zubereitung aus der Ignatiusbohne. Sie lösen innere Spannungen und unterstützen dabei, wieder Ruhe, Stabilität und Gelassenheit zu finden. Einnahme solange die Beschwerden bestehen.

Dosierung: 1-2mal täglich 15 Tropfen; zudem Cimicifuga comp., 1-2mal täglich

Aurum/Apis regina comp.: Die Kraft der Bienenkönigin

Hier handelt es sich um eine umfassend wirkende anthroposophische Arzneimittelkomposition zur Unterstützung auch bei Wechseljahresbeschwerden. Der Hauptbestandteil ist eine Zubereitung aus der Bienenkönigin (Apis regina). Die Bienenkönigin, die bis zu fünf Jahre alt werden kann, bildet die Grundlage für die Kontinuität des Bienenvolkes, dessen einzelne Bienen meist nur wenige Wochen leben. Im übertragenen Sinn steht sie für das fortdauernde, identitätsstiftende Element im Menschen, unser Ich. Durch diese Qualität wirkt das Mittel zentrierend, unterstützt die innere Stabilität und hilft, auch herausfordernde Lebensphasen zu bewältigen. Besonders gestärkt werden dabei das zentrale Nervensystem und dessen Funktionen. Die Globuli enthalten sorgfältig ausgewählte Begleitbestandteile mit ergänzenden Wirkungen: Hafer (Avena sativa) stärkt die Nerven, Johanniskraut (Hypericum) und die Ignatiusbohne (Ignatia) unterstützen stimmungsaufhellend die seelische Stabilität, potenzierte Phosphorsäure (Acidum phosphoricum) wirkt bei Erschöpfung, die Goldverbindung Aurum chloratum D6 beruhigt und stärkt vor allem die Herzregion. Gemeinsam bilden alle Bestandteile eine harmonische Komposition, die Körper und Seele in Zeiten biologischer und biographischer Umbrüche ausgleicht und Kontinuität und Orientierung gibt.

Dosierung: 3mal täglich 10 Globuli.

Dieser Beitrag stammt aus der info3-Ausgabe Oktober 2025.

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